Kolumne Gaa mer ETH #1 von Sven Krattinger: Ma redt haut ifach andersch

«Ù, wie isches so?»

Diese Frage wird mir seit meinem Studienstart an der ETH Zürich oft gestellt. Streng? Auf alle Fälle! Spannend? Sicherlich! Gross? Definitiv!

Für einen Sensler ist es ein regelrechter Kulturschock, wenn man sich für ein Wochenaufenthalter-Leben in Zürich und erst recht für ein Studium an der ETHZ entscheidet. Der amiv, der Fachverein für uns Maschineningenieure an der ETH, hat mehr Mitglieder als die meisten Sensler Gemeinden Einwohner. Bei so vielen Mitgliedern ist es denn auch nicht verwunderlich, dass wir nicht nur eine Armee an 3D-Druckern haben, sondern auch die wahrscheinlich höchste Freibier-Dichte in der ganzen Schweiz. Allein der Gratisbier-Automat versorgt uns durstige Studentinnen und Studenten mit über 2000 Flaschen wöchentlich – und die Bierproduktion unserer eigenen Brauerei ist hier noch gar nicht mitgerechnet.

Ich muss aber sagen: Man gewöhnt sich dran. Man gewöhnt sich dran, dass die Einkaufsläden auch abends um zehn noch offen haben. Man gewöhnt sich dran, dass die Trams zur Uni neu im Zwei- statt im Dreiminutentakt fahren. Und man gewöhnt sich dran, dass eine Velofahrt zu einem halsbrecherischen Überlebenskampf wird.

Bleibt nun nur noch die Frage: Hat man denn auch einen umgekehrten Kulturschock, wenn man sich zurück in die traute Heimat begibt? Mitnichten! Eine freudige Entdeckung mache ich aber immer wieder, wenn ich nach Hause zurückkehre: die Sprache.

Statt Englisch, Französisch, Hochdeutsch, Bärndütsch, Züridütsch oder Chuderwäutsch zu reden, kann ich mich «ùf Seislertütsch» verständigen. Mit Kollegen spreche ich nicht über Integrale, Differenziale, Momentengleichgewichte oder Fe3C-Diagramme, sondern unterhalte mich über «Güfferschteesirup ù Häppörischnitte».

So ist das Fazit, welches ich nach einem Semester Studium in Zürich ziehe (und mit welchem ich die eingangs gestellte Frage beantworte): «Ma redt haut ifach andersch!»

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